Warum ich Euch nicht wählen kann – Teil 2: Die Grünen

Mit etwas Abstand kommt der zweite Teil meiner Reihe “Warum ich euch nicht wählen kann”. Wer noch nicht weiß, was das alles soll, kann hier lesen, was es damit auf sich hat. Dieses mal beschäftige ich mich mit den Grünen. Legen wir los:

Liebe Grüne,

zugegeben: wir beide haben nicht die beste Beziehung zu einander. In meinem täglichen Weg durch das soziale Netz kriegt jeder Politiker und jede Partei, die meiner Meinung nach groben Unsinn über soziale Medien verbreiten, sarkastische Kritik, unbequeme Fragen oder einfach nur den ein oder anderen bissigen Kommentar von mir ab. Brennt wirklich einmal etwas auf der Seele, dann formuliere ich auch gerne mal meine Fragen in sachlichen Posts auf Abgeordnetenwatch oder direkt per Mail an einen Politiker. Alle, wirklich ausnahmslos alle Parteien und Politiker ertragen das wunderbar, antworten mir regelmäßig und es hat sich bereits öfters eine sinnvolle Diskussion entwickelt – außer bei euch. Ihr seid die einzige Partei, die meine Kommentare und Fragen nicht erträgt. Auf meine Frage Anfang des Jahres, ob Unisexklos in Berlin wirklich irgendeine Priorität für einen grünen Senator haben sollten, wurde ich von Katrin Göring-Eckardt lieber blockiert, als eine Antwort zu bekommen. Mein Vergleich eurer Tür-zu-Tür-Kampagne mit den Werbebesuchen der Zeugen Jehovas, brachte mir auf eurer offiziellen Facebookseite eine Löschung meines Kommentars (nachdem er über 500 likes erhalten hatte) und die Blockierung der Kommentarfunktion für mich ein. Eine Anfrage auf Abgeordnetenwatch an Ulle Schauws zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern bleibt seit Monaten unbeantwortet. Eine Nachfrage auf Twitter bei ihr half auch nichts. Eine email an Toni Hofreiter zur Wohlstandsverteilung – einfach unbeantwortet.

Allein dieses Unvermögen mit einem potentiellen Wähler zu kommunizieren, disqualifiziert euch dafür, meine Stimme zu bekommen. Aber dennoch möchte ich euch weniger persönliche Gründe geben. Ich habe mich sehr darüber gefreut, wie ihr an eurem eigenen Beispiel den Unsinn von Frauenquoten demonstriert habt: Mit KGE als gesetzte, alternativlose Quotenfrau für euer Spitzenduo zeigt ihr, wie wenig es euch darum geht demokratisch zu agieren und wie sehr es euch darum geht, Ideologie über Freiheit und Demokratie zu stellen. Nicht das beste Ergebnis für die Gemeinschaft interessiert, sondern einzig das Bedienen der eigenen ideologischen Verblendung. Ein Armutszeugnis!

Ich habe massive Probleme mit großen Teilen eures sichtbaren Personals. Nehmen wir Claudia Roth oder KGE oder Toni Hofreiter zum Beispiel: Allein diese drei Vertreter reden so und geben sich, als wären sie die fleischgewordenen Opferrolle. Dieser konstant moralisierende Unterton zu so gut wie jedem Thema gepaart mit einem weinerlichen bis kindlich-zornigem Gesicht ohne jede wirkliche Problemlösekompetenz ist einfach nur schwer zu ertragen. An jeder Stelle wird irgendein völlig überzogenes Fass von euch aufgemacht. Zum Beispiel gestern bei Anne Will nachdem ihr bei der Wahl im Saarland ein sauberes Ergebnis von 4 % erzielt habt und nicht mehr mitspielen dürft. Da sitzt eine trotzige KGE als hätte man ihr den Schnuller geklaut und plärrt. Sie plärrt nicht über das Saarland, das eigene Unvermögen der Grünen, die Fehler, die vielleicht gemacht wurden. Nein. Sie plärrt darüber wie wichtig doch die Grünen sind, weil wir ja raus aus der Kohle müssen. Und warum? (Achtung: überzogene moralingetränkte Schuld-Angst-gefühle im Anmarsch) Weil ansonsten meine Kinder und deren Kinder mit Atemschutzmasken durch die Gegend laufen müssen. Ich saß lachend vor meinem Fernseher. Ernsthaft? Wirklich? Ein bissl Schreckgespenste der 80er herbeirufen, oder? Man beachte: NICHT der Klimawandel ist der Grund für den Kohleausstieg. Die Atemschutzmasken meiner Kinder sind es 😉

In allen Lagen versucht ihr euch für Minderheiten einzusetzen. An sich eine gute Sache! Leider tut ihr dies nicht aus reinem Altruismus heraus, sondern einzig, um euch eure eigene moralische Überlegenheit zu bescheinigen. Dabei stilisiert ihr ganze Gruppen von Menschen zu Opfern, die sich selbst gar nicht so wahrnehmen und gar kein Problem haben. Ihr nehmt Menschen die Verantwortung für ihr Handeln und Wirken und verkauft ihnen den Glauben, dass “jemand” oder “die Gesellschaft” oder “die da oben” Schuld tragen an ihrer Lage. Und wenn gerade keine Minderheit da ist, die man in eine Pseudo-Opferrolle stecken kann, dann kommt halt die Umwelt-Moral-Keule auf die ganze Gesellschaft. Da geht schließlich immer etwas. Dabei will ich gar nicht absprechen, dass es viele Umweltthemen gibt, die wichtig sind. Ich denke einfach nur, dass ihr Tier- und Umweltschutz instrumentalisiert und selten gute Lösungen habt.

Unterhaltsam wird es, wenn Opferrollen und Tier- bzw. Umweltschutz kollidieren. Unterhaltsam deshalb, weil man dann die innere Spaltung direkt beobachten kann: “Will ich jetzt die Tiere schützen oder will ich moralisch überlegen sein und diese Opfergruppe schützen?” Das Paradebeispiel für einen solchen Konflikt ist das Schächten. Ihr möchtet die Partei des Tierschutzes sein und dennoch setzt ihr euch dafür ein, dass irgendwelche religiösen Minderheiten Tiere auf qualvolle Art ausbluten lassen, weil ihr Glaubens-Märchenbuch es ihnen so sagt? Merkt ihr eigentlich wie hochgradig irrational das ist? Und wenn nun ein Märchenbuch sagt, dass Kinderehen und Sex mit 9-Jährigen völlig in Ordnung ist, dann sind unsere Wertvorstellungen auch egal und wir müssen ja die Minderheit, die diesem Märchenbuch Glauben schenkt, ihre religiösen Freiheiten lassen??! Ich glaube, mit Blick auf eure vergangenen Pädophilie-Skandale kann ich mir die Antwort bereits selbst geben.

Ich finde aber auch gar nicht alles Scheiße, was ihr macht, liebe Grüne! Aus Cem Özdemir zum Beispiel kommen für einen Grünen überdurchschnittlich oft sinnvolle Worte heraus. Ich habe ihn sogar gelobt, weil er zum Jahreswechsel zur Polizeiwache in Kreuzberg gegangen ist, den Jungs & Mädels für ihren Einsatz gedankt hat und ihnen Pfannkuchen (Krapfen, Berliner,…) vorbeigebracht hat. Er ist da leider aber wohl eher ein Einzelfall, wenn man sich die Bilder eurer Mitglieder auf Steinewerfer-Demos mit Transparenten wie “Deutschland verrecke” und “Nie wieder Deutschland” in Erinnerung ruft.

Natürlich habe ich mich auch mit eurem Programmentwurf zur Bundestagswahl auseinandergesetzt. Viele Themen habe ich in diesem Blog bereits bearbeitet und ihr könnt lesen, warum ich von eurer Idee zur Vermögensteuer nichts halte, warum ich Frauenquoten und die Debatte um den Gender Pay Gap für Schwachsinn halte. Eine Frage, die mich bei euren Positionen zur Gender-Identity doch einmal interessieren würde, ist: Würde ich in eurer Welt leben, mich sexuell als Frau identifizieren, mich dann auf einen Managementposten, welcher mit einer Frauenquote belegt ist, bewerben … würde ich dann unter die Frauenquote fallen? Oder könnte ich dann Geld aus wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fördertöpfen für Frauen bekommen?
Auf der einen Seite faselt ihr das Standardzeug vom bezahlbaren Wohnraum, was auch Linke und SPD gerne vor sich hertragen. Ihr seid allerdings bei diesem Thema die am wenigsten glaubwürdigen Vertreter. Denn ein nicht unerheblicher Teil der heutigen Wohnraumkosten gehen auf euer Konto: EnEV und EEG, sowie Ökosteuer fressen dem Durchschnittsbürger so viel Kohle aus der Tasche, wie kaum etwas anderes. Aber vielleicht meint ihr ja auch das mit dem “Kohle”ausstieg?! 🙂

Eure Ideen zur Flüchtlings- und Einwanderungspolitik sind so weit weg von meinen, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Und darum spare ich es mir einfach, euch hier seitenlang zu erklären, warum ihr falsch liegt. Wenn Bedarf besteht, ladet mich einfach mal auf einen Kaffee ein, und ich erzähle es euch.

Ich überlegte, mich durch alle 24 Punkte eures Programmentwurfs durchzuhangeln. Ich habe mich dagegen entschieden. Zum Abschluss möchte ich nur noch auf Punkt 14 eingehen “Wir sorgen für mehr Sicherheit und erhalten die Freiheit”. Hier findet man ein sehr schönes Beispiel für die ideologische Verblendung. Ihr schreibt: “Deutschland ist ein sicheres Land. […] Der Radikalisierung von Jugendlichen wollen wir vorbeugen und rechten und rechtspopulistischen Kräften in unserer Gesellschaft den Kampf ansagen.” Meint ihr damit nun nur “rechte Radikalisierung”? Oder habt ihr auch ein Problem mit linker oder gar religiöser Radikalisierung? Wenn ja: warum wollt ihr den letzteren nicht auch den Kampf ansagen? Schließlich gab es im letzten Jahr mehr Sachbeschädigungen und Gewaltdelikte von linken Radikalen, als von rechten Radikalen. Ich habe auch noch keine besoffenen Glatzkopf-Idioten mit einem LKW in einen Weihnachtsmarkt fahren sehen. Diesen Kräften in unserer Gesellschaft sagt ihr nicht den Kampf an? Jeder halbwegs vernünftige Mensch muss ALLEN Idioten, die Gewalt ausüben, Sachbeschädigungen begehen, Menschen umbringen, um ihre Ziele durchzusetzen, den Kampf ansagen und diese verurteilen. Einem ideologisierten Grünen ist das wohl leider nicht möglich. Die Steinewerfer und Autoanzünder sind ja schließlich die Kumpels von der “Nie wieder Deutschland”-Demo…

Nun bleibt mir nur noch euch alles Gute bei dem Projekt 4 % zu wünschen und schließe frei nach KGE: “Ist das nicht wunderbar? … Ich freu mich drauf!”.

2 thoughts on “Warum ich Euch nicht wählen kann – Teil 2: Die Grünen”

    1. Es lohnt sich immer, sich Gedanken, um Andersdenkende zu machen. Nur so ist es möglich Menschen zu erreichen und ggf. einen anderen Blickwinkel auf z.B. die Grünen zu geben 🙂

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