Die SPD und allen voran unsere Justizministerin Frau Barley rennt gerade mit sozialpopulisitsch geschwollener Brust umher und erzählt uns, dass auch Verkäufer von Häusern und Wohnungen doch bitte den Makler zu zahlen hätten:
"Ein eigenes Zuhause wird gerade für junge Menschen und Familien immer schwerer zu finanzieren. Deswegen will ich das 'Wer bestellt, der zahlt'-Prinzip auch auf Immobilienkäufe ausweiten", kündigt BM @katarinabarley an. #Bestellerprinzip #Miete https://t.co/vr3M4RzDaM
— BM der Justiz und für Verbraucherschutz (@BMJV_Bund) February 25, 2019
Das klingt natürlich super für Hauskäufer. Denn: “Der andere muss bezahlen” impliziert doch, dass ICH nicht zahlen muss. Auch wenn jedem Menschen klar sein müsste, dass die Maklerkosten dann einfach vom Verkäufer in den Verkaufspreis mit eingerechnet werden, klingt das natürlich erstmal toll. Die SPD macht da was für mich! Sehr schön. Oder?!
Leider nicht. Für den Käufer werden damit zwei massive Nachteile geschaffen:
1. Transparenz geht verloren.
2. Es wird teurer.
Transparenz geht insofern verloren, als dass der Käufer nun nicht mehr sehen kann, ob und wenn ja, wie viel Maklercourtage bei dem Hauskauf anfällt. Ob es nun 3% sind oder vielleicht 7% oder ob vielleicht gar kein Makler beteiligt ist, bleibt völlig unklar.
Prinzipiell gibt es hier zwei Effekte, die den Hauskauf verteuern im Vergleich zur aktuellen Situation. Rechnen wir dazu einmal ein Beispiel eines schönen 120qm Domizils in einer beliebigen deutschen Großstadt für aktuell 500.000 EUR Kaufpreis.
Heute würde auf den Kaufpreis von einer halben Million Euro die Maklercourtage von (z.B.:) 6,25 % anfallen: 31.250 EUR.
Außerdem gibt es die Grunderwerbsteuer (z.B.) von 6,5 %: 32.500 EUR. Der Notar und auch die Grundbuchkosten wollen auch bezahlt werden mit (etwa) 1,5 %: 7.500 EUR.
Macht insgesamt: 571.250 EUR
Nehmen wir jetzt an, dass der Verkäufer den Makler bezahlt und diese Kosten in den Verkaufspreis einkalkuliert, entsteht der Effekt, dass die Kaufnebenkosten teurer werden (da diese relativ zum Kaufpreis berechnet werden). Dann wäre der Kaufpreis 531.250 EUR, die Maklergebühren für den Käufer bei 0 EUR, die Grunderwerbsteuer erhöht sich um rund 2000 EUR auf 34.531,25 EUR (Yeah, das gefällt dem Politiker. Mehr Steuern!), die Notar- und Grundbuchkosten erhöhen sich um knapp 500 EUR auf 7.968,75 EUR und wir landen bei einem Gesamtpreis von 573.750 EUR und Gesamtmehrkosten von 2500 EUR von denen weder der Verkäufer einen Cent sieht, noch der Käufer, dafür aber größtenteils der Staat.
Du weißt bestimmt, warum eine Currywurst bei der Bude 2,50 EUR und nicht 2,42 EUR oder warum ein Elektronikprodukt nicht 481,63 EUR, sondern 499,99 EUR kostet, oder? Und genau aus demselben Grund inseriert niemand eine Wohnung oder ein Haus für 531.250 EUR. Und das ist unser zweiter Effekt, der uns die Bude teurer macht. Realistischer ist, dass ein Preis von 535.000 EUR aufgerufen wird, die Kaufnebenkosten um weitere 300 EUR steigen und der Endpreis bei 577.800 EUR liegt. Das wären also 6.550 EUR Mehrkosten im Vergleich zur IST-Situation.
Die SPD argumentiert, dass Maklergebühren durch einen größeren Wettbewerb, der dann ggf. entstünde, sinken würden. Ich habe ja keine Ahnung, wie die SPD sich so Immobilienverkäufe und Maklerwahl vorstellt, aber wenn ich ein Objekt verkaufe, dann interessiert mich einzig und alleine eine Sache an einem Makler: Wer findet den Käufer, der bereit ist, den höchsten Kaufpreis für das Objekt zu zahlen. Wenn E & V das kann, werde ich die beauftragen, auch wenn der kleine Immobilienmakler Peter Müller GbR um die Ecke vielleicht 1,5% weniger Courtage nimmt.
Von bis zu 3 Mrd. EUR (!!!! Das hört sich aber viel an, da bin ich gleich wieder ganz sozialpopulistisch verzaubert ;-)) Einsparungen für Käufer geht die SPD aus und möchte damit anscheinend demonstrieren, dass sie nicht versteht, wie Preisfindung funktioniert. Kein einziges Haus wird auch nur einen Cent günstiger verkauft werden. Warum? Nun das hat zwei Gründe: Erstens ist der Immobilienmarkt aktuell ein Verkäufermarkt. D.h. es gibt mehr Nachfrage, als Angebot. D.h. in den meisten Fällen, werde ich viele Interessenten für ein Objekt haben.
Zum anderen muss man verstehen, dass ein Immobilienwert einzig und alleine dadurch bestimmt ist, was jemand bereit ist zu zahlen. Finde ich einen Käufer der 500.000 EUR für obiges Beispielobjekt zu zahlen bereit ist, dann ist die Bude 500.000 EUR wert. Finde ich jemanden, der für die selbe Bude 550.000 EUR bezahlen möchte, dann ist sie eben das wert. Findet sich nur jemand, der 450.000 EUR bezahlen will, dann ist die Bude eben keine 500.000 EUR wert. Das ist wichtig zu verstehen, denn: Wenn es aktuell jemanden gibt, der bereit ist meine Bude aus obigen Beispiel für 500.000+71.250= 571.250 EUR GESAMTkosten zu kaufen, dann ist dieser Mensch nach der großen SPD Revolution bereit welchen Gesamtpreis für das Objekt zu bezahlen? Richtig: Noch immer 571.250 EUR.
Die Grünen denken in ihrer Welt sogar noch weiter und wollen einen Deckel auf die Maklercourtage setzen:
Wer den Makler bestellt, bezahlt - Es ist richtig, das Prinzip auch auf den Immobilienkauf auszuweiten. #Bestellerprinzip
— Lisa Paus (@lisapaus) February 25, 2019
Noch mutiger wäre, was wir fordern die Marklergebühren bei 2% zu deckeln.
Unser Antrag hier:https://t.co/WqYCAL480p
Jaaaaa, wir schreiben jetzt einfach allen vor, was ihre Produkte und Dienstleistungen kosten dürfen. Gute Idee. Nicht. Ich halte den Vorschlag der Grünen zwar für moralisch verwerflich, irgendjemandem seine Preise zu diktieren, aber zugeben muss man: DAS würde tatsächlich die Maklergebühren drücken.
Der Effekt, der dann eintritt, ist jedoch derselbe, wie oben beschrieben. Noch immer gibt es Käufer, die bereit sind 571.250 EUR Gesamtkosten für mein Objekt zu bezahlen. Also steigt der eigentliche Kaufpreis. Aus Verkäufersicht könnte ich das also voll unterstützen 😉 ¯\_(ツ)_/¯