Grund zur Panik: Du stirbst eher in der Badewanne, als durch Terror.

Heute nur ein kurzer Beitrag. 🙂

Diesen oder ähnliche Sätze höre ich in letzter Zeit vermehrt:

Statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, dass Du an einem Autounfall stirbst, als an einem Terroranschlag.

Christian Stöcker, ein Kolumnist beim Spiegel, recycled dieses Thema regelmäßig in seiner Kolumne (“Warum Terrorangst Unsinn ist“, “Die Terroristen verlieren“). Auch sein Kollege Jan Fleischhauer (“Statistiken helfen gegen Terrorangst“) erklärt uns gerne, warum es irrational sei, vor Terror Angst zu haben. Dass wir eher an Lungenkrebs oder einer Fischgräte im Hals oder im Straßenverkehr sterben, ist hierbei das Argument dafür, dass es ja Unsinn ist, sich vor Terroristen zu fürchten.

Einfach mal keine Angst haben, als Gesellschaft zusammenstehen. Dann besiegen wir den Terror. Denn Terror will ja Angst verbreiten. Wenn ich mich also nicht fürchte, dann verlieren die Terroristen ja. Ich hab mich gefragt, habe ich eigentlich “Angst” vor Terroristen? Nein, habe ich nicht. Ich glaube auch, dass so gut wie niemand Angst davor hat, bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen. Warum also kommt dieses Statistik-“Argument” gegen die Angst von Spiegel Kolumnisten, aber auch von Menschen aus meinem Freundeskreis? Es ist ein gewolltes Missverständnis und eine Vermeidungsstrategie. Sagt beispielsweise ein Herr Trump: “Muslimban, damit keine Terroristen ins Land kommen.” oder ein deutscher Politiker “Terrorverdächtige abschieben.” oder der Durchschnittsbürger beim Biertrinken äußert sich vage nach dem aktuellsten Anschlag “Wieder nur schöne Worte. Ändern tun die Politiker aber nichts.”, so lässt sich all dies so einfach parieren mit der irrationalen Angst vor Terror, den diese Leute haben.

Und hier passiert der Fehler. Die Menschen haben keine Angst vor Terror (wie viele Umfragen belegen). Die Menschen wollen nicht mit dem Terror leben und sind genervt von der Ohnmacht der Politik zu diesem Thema: Trauerbekundung, an den Zusammenhalt appellieren, Brandenburger Tor bunt beleuchten, ein wenig Aktionismus, da kann man nix tun, weiter machen. Ich persönlich habe keine Angst vor Terror, ich will, dass dieses Problem von der Politik gelöst wird! Ich will keine stark bewaffneten Polizisten auf Volksfesten, keine Betonbremsblöcke vor Marktplätzen.

Wenn Lösungsvorschläge zur Eindämmung des Problems damit gekontert werden, dass demjenigen, der einen Vorschlag zur Lösung macht, Angst vor Terror, das Schüren von Ängsten oder Islamophobie unterstellt werden und diese Angst mittels des Statistik-Arguments als irrational dargestellt wird, wird das der Problematik nicht gerecht. Falls sich jemand an dieser Stelle fragt, ob ich Terror gerade mit islamischem Terror gleichsetze: Ja, das tue ich. Heutzutage ist jegliche andere Form von Terrorismus eine minimale Randerscheinung, wie ihr zum Beispiel hier nachlesen könnt.

Es ist richtig, dass es tausende von Todesursachen gibt, die uns wahrscheinlicher treffen, als ein Terroranschlag. Zum einen geht es aber gar nicht um die Häufigkeit. Hier ein Beispiel:

Statistisch gesehen, stirbt ein ausländischer Mitbürger viel eher an Altersschwäche oder einem Verkehrsunfall, als an einem Glatzkopf-Idioten, der ihm das Haus anzündet oder ihn zu Tode prügelt.

Das Argument ist identisch. Und dennoch zeigt das Beispiel, wie verkehrt es ist. Denn sehr wohl macht sich unsere Gesellschaft Sorgen darum und trifft Maßnahmen, um diese Vorfälle zu verhindern. Zu Recht, wie ich finde: Wir verbieten Nazis, ihr Gedankengut zu verbreiten, NS-Symbole zur Schau zu tragen und haben eine riesige Landschaft an gemeinnützigen Vereinen, die sich der Thematik Rechtsextremismus annehmen und aufklären.

Zum anderen relativiert dieses Argument die Tat an sich. Denn ein Unfall oder eine natürliche Todesursache werden verglichen mit der aktiven und freiwilligen Entscheidung von Menschen, andere Menschen zu ermorden. Ob ich in der Badewanne ausrutsche oder nicht, ob ich mich fett fresse, zu viel trinke und rauche und an den Folgen sterbe, beeinflusse ich. Ob jemand mit einem LKW meine Tochter, meinen Hund und mich beim Freitagsbummeln in der Innenstadt gewollt überfährt oder mit einer Axt versucht in Stücke zu schlagen, weil er glaubt, er würde einen Sack Jungfrauen zur Belohnung kriegen, ist etwas völlig anderes. (Randnotiz: Ich habe noch nie verstanden, warum irgendjemand nun unbedingt Jungfrauen haben will….und das auch noch als Erwachsener. Wenn jemand eine Antwort hat: Bitte lasst einen Kommentar da.)

Anstatt also irgendjemanden mittels dieses Ausweich-Arguments zu verspotten, sollten wir uns lieber darüber unterhalten, warum die Lösung des Terrorproblems in unser europäischen Gesellschaft nicht mit der gleichen Härte und dem gleichen Engagement angestrebt wird, wie wir rechtsradikalen Spinnern das Wasser in unserer Gesellschaft abgegraben haben. Früher oder später muss sich unserer Gesellschaft diesem Problem ehrlich stellen und es lösen. Ich bevorzuge, dass wir das besser früh als zu spät tun.

Was denkt ihr zu dem Thema? Schreibt mir gerne einen Kommentar unter dem Beitrag.

 

 

 

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